25.06.2023
(Russian) Colonial Violence. Counter/Monuments
Elena Ishchenko
(Englisch)
im Rahmen von "Doch alle eine Insel?"
Das Erbe des Kolonialismus hat Städte durchdrungen und Erinnerungen von Opfern und Täter:innen geformt. In ihrem Vortrag lädt die Kuratorin und Wissenschaftlerin Elena Ishchenko ein zu einer gemeinsamen Diskussion über die politischen Bedeutungen von Erinnerungskultur. Ihr Fokus liegt auf dem Beispiel Russland, wo die Regierung und Pro-Regierungsorganisationen öffentliches Erinnern strikt regulieren.
Monumente, die in verschiedenen Republiken und Regionen innerhalb der Grenzen der Russischen Föderation und darüber hinaus errichtet wurden, verstecken die Geschichte der russischen Kolonialgewalt gegen indigene Bevölkerungsgruppen hinter der Fassade von „Visionär:innen“ und „Entdeckungen“ und heben dabei oft die Kolonisator:innen hervor. Als Reaktion auf das Verbot von eigener Erinnerung schlagen Künstler:innen, besonders aus indigenen Communities, Gegenmonumente vor – Orte, an denen getrauert und reflektiert werden kann, um der Geschichte wieder eine politische und persönliche Bedeutung zu geben.
Elena Ishchenko ist Kuratorin, Wissenschaftlerin und Aktivistin, deren Arbeit sich auf die Geschichte und die Folgen der kolonialen und imperialen Politik Russlands konzentriert. In unterschiedlichen Projekten wie Ausstellungen, Bildungsinitiativen, Workshops und digitalen Plattformen entwickelt sie eine dekoloniale Perspektive. Als Kuratorin der selbstorganisierten Initiative Typography Collective, die bis zum Beginn der großangelegten Invasion in der Ukraine in Krasnodar, Russland, verortet war und nun online agiert, beschäftigt sie sich außerdem mit Formen des unabhängigen, kollektiven und kollaborativen Arbeitens, die soziale Vorstellungskraft fördern.
Die Veranstaltung fand statt im Rahmen von "Doch alle eine Insel?", einer Auseinandersetzung mit den Ansteckungen, Schichtungen und territorialen Strukturen, die die Stadt in ihrer gegenwärtigen Komplexität durchziehen. Die Bilder, die im öffentlichen Raum produziert werden, unterdrücken subjektive Realitäten, anstatt sie zu adressieren. Wie können künstlerische Arbeitsweisen im Verhältnis zu diesen Ordnungen einen Raum der Imagination entstehen lassen?
Mit finanzieller Unterstützung von Der Senator für Kultur der Freien Hansestadt Bremen und Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Zusammenhang mit dem Programm NEUSTARTplus Plattformen der bildenden Kunst der Stiftung Kunstfonds